Brand von Eckenhagen am 17.04.1777
Brandschutz in der Gemeinde Reichshof heute - Ein kurzer Streifzug
Die Feuerwehr Reichshof wird erstmals Ende des 19. Jahrhunderts urkundlich erwähnt, so dass ab diesem Zeitraum von einer organisierten Brandschutzbekämpfung in Reichshof die Rede ist. Bis dahin stand die Selbsthilfe der Bevölkerung im Vordergrund und per Gesetz wurde festgelegt, dass im Brandfall ein Jeder Hilfe leisten muss und Löscheimer und ähnliches mitzubringen hatte. Mit der stetig steigenden Bevölkerungszahl in der Zeit der Industrialisierung in Deutschland, wurde im 19. Jahrhundert das erste Brandschutzgesetz erlassen, welches auch auf dem Lande anzuwenden war. Die Industrialisierung in Deutschland hatte eine steigende Zahl an Einsätzen zur Folge und führte zur Bildung von verschiedenen Feuerwehrstandorten in den beiden Altgemeinden Denklingen und Eckenhagen. Es handelte sich ausschließlich um sog. nicht rechtsfähige Vereine, die im Auftrag der Gemeinden den Brandschutz freiwillig sicherstellten. Erst in den 1930iger Jahren wurde der Brandschutz ein fester Bestandteil der Kommunalverwaltungen. Dadurch wurden die Feuerwehrvereine nach und nach als Teil der öffentlichen Gefahrenabwehr rechtlich in die Kommunalverwaltung eingegliedert und so entstand die auch heute noch gültige Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Reichshof. Der Gesetzgeber hat somit die Feuerwehr als ein sehr hochwertiges Gut der Daseinsvorsorge fest verankert und garantiert somit einen auf die Verhältnisse in der Gemeinde angemessenen Brandschutz.
Das Bild der Feuerwehr Reichshof hat sich in den vielen Jahren des Bestehens immer den notwendigen Einsatzlagen angepasst und dabei immer den ehrenamtlichen Status beibehalten können. Bestand die Hauptaufgabe einer Feuerwehr in den Gründungsjahren fast ausschließlich im Brandschutz, so hat sich die Tätigkeit in einer hochtechnisierten Gesellschaft deutlich verändert. Heute stellt die Feuerwehr eine hochmoderne Einrichtung zur Gefahrenabwehr für fast alle Belange dar. Seit einigen Jahren hat sich die Haupttätigkeit der Feuerwehr Reichshof dahingehend verändert, dass immer häufiger technische Hilfeleistungseinsätze abzuarbeiten sind und die Brandeinsätze bei Weitem übersteigen. Unter dem Titel „Technische Hilfeleistungseinsätze“ subsumieren sich ca. 80 % Einsatztätigkeit der Feuerwehr Reichshof. Hierunter fallen die vielen Verkehrsunfälle mit der Notwendigkeit, schwer verletzte Fahrzeuginsassen aus den völlig zerstörten Fahrzeugen zu befreien, damit der Rettungsdienst lebenserhaltende Maßnahmen anbringen kann. Es überrascht nicht, dass die A 4 mittlerweile einen Einsatzschwerpunkt der Feuerwehr Reichshof darstellt. Die Bevölkerung in Reichshof wird sicherlich auch die vielen Sturmeinsätze vor Augen haben, zu denen die Feuerwehr Reichshof kontinuierlich und zunehmend alarmiert wird. Nicht selten unter Vollalarm müssen dann über viele Stunden hinweg unzählige Einsatzstellen abgearbeitet werden. Zu nennen wären hier die Einsätze: „Hochwasser im Steinaggertal am 03. Mai 2001“; die „Schneekatastrophe am 24. Dezember 2001“ und während der Wintermonate des Jahres 2010 und – als Krönung sozusagen – die vielen Einsätze um das „Sturmtief Kyrill am 18. Januar 2007“. Die Gemeinde Reichshof war hier von allen Kommunen im Regierungsbezirk Köln am stärksten betroff en und die Feuerwehr Reichshof hat bis in die späten Nachtstunden weit über 230 Einsätze geleistet. Mitglied in der Feuerwehr Reichshof zu sein, bedeutet also, allzeit für Einsätze bereit zu stehen, seine Freizeit für Aus- und Fortbildung einzusetzen und – natürlich – auch dem kameradschaft lichen Gedanken Rechnung zu tragen. Der Wille zur Hilfe am Nächsten ist bei den Einsatzkräft en besonders ausgeprägt, allerdings können nicht alle Einsätze erfolgreich beendet werden. Die Einsatzkräft e sehen sich nicht selten grausamen Bildern ausgesetzt von Menschen, die nicht mehr zu retten sind (Bergen von Leichen nach Verkehrsunfällen, Rettung von Schwerstverbrannten oder Schwerstverletzten).
In 2017 präsentiert sich die Feuerwehr Reichshof als eine moderne, gut ausgestattete und hochmotivierte Einrichtung zur Gefahrenabwehr, für die gerade in den letzten Jahren sehr viel investiert wurde. Die Gerätehäuser entsprechen heute einem modernen Standard (das Gerätehaus Hunsheim wird bis 2018 ausgebaut) und der Ausstattungsstatus an technischem Gerät wie auch bei der persönlichen Ausrüstung entspricht dem Erfordernis des breiten Einsatzspektrums unserer Feuerwehr. Aktuell kann jeder Standort auf mindestens ein wasserführendes Fahrzeug zurückgreifen. In der technischen Hilfeleistung wurden moderne Rettungssätze beschafft, um dem Sicherheitsstandard der neuen Fahrzeuggenerationen wirksam begegnen zu können. Die Feuerwehr Reichshof besteht aus acht Standorten. Jeder Standort besteht aus der aktiven Einsatzabteilung und hält eine Jugendgruppe und die Ehrenabteilung vor, zwei Standorte unterhalten darüber hinaus noch einen Musikzug sowie eine Kinderfeuerwehrgruppe. Ein weiterer Musikzug komplettiert die Feuerwehr Reichshof, die aktuell 621 Mitglieder zählt. Bis 1980 stellte die Feuerwehr eine reine Männerdomäne dar. Heutzutage hat sich das Bild der Feuerwehren deutlich verändert und in den Einheiten und Musikzügen leisten insgesamt 120 Mädchen und Frauen ihren Dienst. Eine rein ehrenamtlich ausgerichtete Feuerwehr hat in letzter Konsequenz die gleichen Aufgaben zu erledigen, wie eine Berufsfeuerwehr. Hier scheiden sich dann die Geister, in welcher Form die Ehrenamtlichen aus- und fortgebildet werden müssen. Die Aus- und Fortbildung für das Ehrenamt wird daher auf viele Einzellehrgänge verteilt, welche fast ausschließlich nach Feierabend und an den Wochenenden angeboten werden.Der Ausbildungsstand unserer Feuerwehr ist sehr gut und wird auch zukünftig einen hohen Stellenwert bei behalten.
Quelle: Auszug aus der Chronik 850 Jahre Reichshof. S. 100ff.